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Lernen auf Vorrat: ein (wohl seltenes) Plädoyer

Auf dem Learning-Markt  pfeifen es die Spatzen von den Dächern der Marktstände: Lernen auf Vorrat, das ist vorbei! Na wegen VUCA und so.

Das mag zu Teilen sicher so sein, doch die Antwort auf die Frage, wie wir bestmöglich lernen, ist sicher nicht eindimensional. Lernen auf Vorrat zu verurteilen ist ein bisschen gemein, denn eigentlich  impliziert dieses ja  (auch) üben, aneignen, trainieren. 


Dirk lernt auf Vorrat

Dirk Nowitzki ist der erfolgreichste deutsche Basketballspieler aller Zeiten. Seit 1998 spielt er in der amerikanischen Profiliga NBA. Doch jeden Sommer zieht er sich mit seinem Privat-Trainer Holger Geschwindner in eine fränkische Schulsporthalle zurück, um sich auf Vorrat auf die neue Saison vorzubereiten. Geschwindner analysiert und feilt Jahr für Jahr an Nowitzkis Technik, um diese dann in der Saison anzuwenden.¹  Nowitzki passt dabei z.B. seine Wurftechnik an. Eine Umstellung, die während einer Saison undenkbar wäre.


Das Beispiel ist eine schillernde Metapher. Sicher gibt es im Sport wie im Arbeitsalltag Situationen, in denen wir uns spontan und im laufenden Prozess anpassen und dazulernen können. So wie Dirk Nowitzki im Spiel seinen Laufweg  anpasst, weil er einfach nicht durch kommt, eignen wir uns ein Excel Macro an. Doch genau wie sich Nowitzki im Spiel keine Wurftechnik aneignet (die zu Beginn zu vielen Fehlwürfen führt), probieren wir unser neues Produkt nicht im Kundengespräch aus.  


Ein gesundes Gegengewicht zum Workplace Learning

Bei allen  wunderbaren Möglichkeiten, die uns technologisch und organisatorisch (zunehmend) für ein Workplace Learning zur Verfügung stehen, gibt es sie nach wie vor: die Lernanforderungen uns selbst und unsere Teams kennenzulernen und auszuprobieren, uns langfristig und strategisch weiterzuentwickeln. Das muss kein Widerspruch zum Workplace Learning sein – nur dann, wenn dieses zu einseitig technologisch gedacht wird. Es muss auch sicher kein vollständiges Gleichgewicht sein, aber wohl ein Gegengewicht. Corporate Learning muss für ein solches Entwickeln im Hintergrund  Räume schaffen. Vielleicht mal wieder in einem guten, alten (neuen!) Seminar? 


¹ Dargestellt z.B. im Film "Der perfekte Wurf", Regie Sebastian Dehnhart, 2014.


Photo by Tom Pottier und Aline de Nadai on Unsplash.

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